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Nervensystem regulieren: Warum innere Ruhe trainierbar ist 🧠 

  • Autorenbild: Julia Wöllner
    Julia Wöllner
  • 26. Aug.
  • 8 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 17. Sept.

Viele Menschen leben heute in einem Zustand ständiger Anspannung – meist ohne es zu merken. Der Körper ist unter Strom, der Geist unruhig, die Gedanken kreisen. Ausreichender Schlaf wird selten, Pausen fühlen sich unproduktiv an, und der Wunsch nach innerer Ruhe bleibt oft unerfüllt.

Ein Schlüssel, um diese Daueranspannung zu verstehen und ihr wirksam zu begegnen, liegt in einem oft unterschätzten Bereich: dem Nervensystem. Wer lernt, das Nervensystem zu regulieren, schafft die Grundlage für mentale Stabilität, emotionale Ausgeglichenheit und mehr Energie im Alltag.


Julia C Woellner hat die Augen geschlossen und liegt mit den Händen auf der Brust auf einer Yoga Matte

Was bedeutet es, das Nervensystem zu regulieren?


Unser Nervensystem ist ein hochkomplexes Steuerungssystem, das ständig unbewusst arbeitet. Es reagiert auf Reize, verarbeitet Stress, steuert unsere Reaktionen – und beeinflusst, ob wir uns sicher oder bedroht fühlen.


Im Zentrum steht das autonome Nervensystem, das aus zwei Hauptanteilen besteht:

  • Sympathikus: Er wird aktiv, wenn der Körper auf Leistung, Gefahr oder Stress reagieren muss – man spricht vom „Kampf- oder Fluchtmodus“.

  • Parasympathikus: Er übernimmt in Momenten der Entspannung, Regeneration und Verdauung – der sogenannte „Ruhe- und Erholungsmodus“.


Idealerweise wechseln sich diese beiden Zustände harmonisch ab. Doch viele Menschen verbleiben – durch berufliche, emotionale oder mentale Dauerbelastung – chronisch im sympathischen Zustand. Das heißt: Das Nervensystem ist dauerhaft aktiviert, ohne wirkliche Erholungspausen.


Anzeichen eines dysregulierten Nervensystems


Ein Nervensystem, das nicht mehr in die Erholung zurückfindet, kann sich auf sehr unterschiedliche Weise bemerkbar machen. Typische Anzeichen sind:

  • Innere Unruhe, Gereiztheit oder Überforderung

  • Schwierigkeiten, zur Ruhe zu kommen – auch abends oder im Urlaub

  • Grübeln, Gedankenkreisen, Entscheidungsunfähigkeit

  • Schlafprobleme, häufiges Erwachen oder nicht erholsamer Schlaf

  • Erschöpfung, Stimmungsschwankungen oder emotionale Reizbarkeit

  • Konzentrationsprobleme und das Gefühl, den Überblick zu verlieren


Diese Symptome werden oft als „normal“ empfunden – besonders in einem leistungsorientierten Alltag. Doch sie sind Hinweise darauf, dass das System Unterstützung braucht.


Warum betrifft das so viele Menschen?


Besonders betroffen sind Menschen, die viel Verantwortung tragen, hohe Ansprüche an sich selbst haben oder selten Pausen machen. Dazu gehören z. B.:

  • Führungskräfte und Selbstständige

  • Eltern, die zwischen Beruf und Familie jonglieren

  • Menschen in sozialen oder beratenden Berufen

  • Personen mit hoher innerer Anspannung, Perfektionismus oder starker Grübelneigung


Das Problem: Das Nervensystem reguliert sich nicht von allein, wenn der Alltag über lange Zeit stressbetont bleibt. Es passt sich an dem Stress an – und verlernt, wie Entspannung geht.

Die Folge: Selbst in Momenten der Ruhe bleibt der Körper in Alarmbereitschaft.


Nervensystem regulieren: Was es wirklich bedeutet


Das Ziel einer gesunden Regulation ist es nicht, dauerhaft entspannt zu sein. Sondern: ein dynamisches Gleichgewicht zwischen Aktivierung und Ruhe wiederherzustellen.

Ein reguliertes Nervensystem kann sich an Herausforderungen anpassen und danach wieder in den Erholungsmodus zurückkehren. Diese Flexibilität ist essenziell für:

  • emotionale Stabilität

  • mentale Klarheit

  • körperliche Gesundheit

  • gesunde Beziehungen

  • bessere Entscheidungsfähigkeit


Regulation bedeutet also: die eigene Reaktionsfähigkeit zu stärken und bewusst Einfluss zu nehmen – nicht gegen den Körper zu arbeiten, sondern mit ihm.



5 Wege zur Regulation des Nervensystems


Es gibt viele Möglichkeiten, das Nervensystem zu regulieren – und oft sind es kleine Schritte mit großer Wirkung. Hier sind 5 bewährte Methoden, die leicht in den Alltag integriert werden können:


1. Atmung als direktes Regulierungstool

Die Atmung ist eine der effektivsten Brücken zwischen Körper und Geist. Sie wirkt unmittelbar auf das Nervensystem – insbesondere auf den Parasympathikus.


Hier ist eine Atemübung, die dir hilft, dein Nervensystem zu regulieren:

  • Atme 4 Sekunden lang ein,

  • halte den Atem für 7 Sekunden,

  • atme 8 Sekunden lang aus.

  • Wiederhole dies für drei bis fünf Minuten.

Diese Art der Atmung signalisiert dem Nervensystem Sicherheit – ein einfacher Weg, um in einen Zustand der Ruhe zu kommen.


2. Bewegung – den Körper wieder ins Fließen bringen

Stress speichert sich oft im Körper – in Form von Verspannung, Enge oder Unruhe. Bewegung hilft, diese Spannungen zu lösen. Besonders geeignet sind:

  • sanftes Yoga

  • Spaziergänge in der Natur

  • freies Tanzen oder achtsame Dehnung

Es geht dabei nicht um Leistung, sondern um bewusste, rhythmische Bewegung. Der Fokus liegt auf dem Spüren, nicht auf dem „Tun“.


3. Reizreduktion – dem Nervensystem eine Pause geben

Ein überreiztes Nervensystem kann sich schwer regulieren. Reizüberflutung durch Bildschirme, Nachrichten, Social Media oder Lärm führt dazu, dass der Körper dauerhaft auf Empfang bleibt.


Ideen zur Reizregulation:

  • Stille Zeiten am Morgen oder Abend

  • Offline-Zeiten ohne Bildschirm

  • bewusste Spaziergänge ohne Input (z. B. keine Podcasts)

  • einen Tag pro Woche ohne digitale Medien

Je klarer die Reizgrenzen, desto leichter kann sich das Nervensystem orientieren und regulieren.


4. Routinen und Struktur – Sicherheit schaffen

Ein dysreguliertes System sucht Sicherheit – vor allem durch Vorhersehbarkeit. Kleine, feste Routinen können dabei helfen, dem Nervensystem Halt zu geben.


Beispiele für regulierende Routinen:

  • eine feste Einschlafzeit

  • ein bewusstes Morgenritual (z. B. Dehnen, Tee, Licht)

  • regelmäßige Mahlzeiten

  • kleine Auszeiten zu festen Zeiten

Diese Rhythmen signalisieren dem Körper: „Du bist sicher.“ Und genau das braucht Regulation.


5. Achtsamkeit und Selbstbeobachtung

Wer regelmäßig innehält und sich selbst wahrnimmt, erkennt frühzeitig, wann das System aus der Balance gerät. Achtsamkeit bedeutet, präsent zu sein – ohne zu bewerten.


Praktiken zur Selbstbeobachtung:

  • Body Scan (Körperreise durch die Aufmerksamkeit)

  • Journaling: „Wie geht es mir gerade wirklich?“

  • kurze Check-ins über den Tag verteilt

  • Visualisierungen (z. B. ein innerer Ruheort)

Diese Formen der inneren Einkehr stärken die Verbindung zum eigenen Körper – und damit die Fähigkeit zur Selbstregulation.



Wie du erkennst, ob du in Selbstregulation oder Dysregulation bist


Viele Menschen bemerken erst im Nachhinein, dass sie über Wochen oder Monate im Überforderungsmodus unterwegs waren. Umso hilfreicher ist es, frühzeitig zu erkennen, ob dein Nervensystem aktuell reguliert oder dysreguliert ist.


Hier sind einige Anzeichen, auf die du achten kannst – ohne dich zu bewerten:

Zeichen von Selbstregulation:

  • Du kannst nach stressigen Momenten relativ schnell wieder zur Ruhe finden

  • Dein Atem ist ruhig und fließend – auch in anspruchsvollen Situationen

  • Du spürst deinen Körper und kannst Bedürfnisse (z. B. Hunger, Müdigkeit, Grenzen) gut wahrnehmen

  • Deine Reaktionen sind überlegt, du fühlst dich innerlich stabil

  • Du erlebst Emotionen bewusst, ohne von ihnen überwältigt zu werden

  • Entscheidungen fallen dir leichter, du bleibst handlungsfähig


Zeichen von Dysregulation:

  • Du hast das Gefühl, ständig „unter Strom“ zu stehen oder gar nichts mehr zu spüren

  • Du atmest flach oder unbewusst – oft durch den Mund oder hoch in die Brust

  • Du fühlst dich wie ferngesteuert, funktionierst nur noch

  • Emotionale Reaktionen kommen plötzlich oder fühlen sich überdimensioniert an

  • Konzentration und Fokus fallen schwer, selbst bei bekannten Aufgaben

  • Du fühlst dich häufig leer, angespannt oder innerlich abgeschnitten


Reflexionsfrage:

Wann war das letzte Mal, dass du dich wirklich sicher, geerdet und innerlich ruhig gefühlt hast – ohne äußeren Anlass?

Diese Frage allein kann ein wichtiger Hinweis darauf sein, wie sehr du mit deinem regulierten Zustand verbunden bist.


Warum Regulation ein Prozess ist – kein Soforteffekt


Viele Menschen wünschen sich schnelle Lösungen gegen Stress – doch Regulation braucht Zeit und Wiederholung. Es ist wie bei einem Muskel: Je häufiger er trainiert wird, desto stärker wird er.

Deshalb ist es hilfreich, sich selbst nicht zu überfordern. Kleine Schritte, die regelmäßig angewendet werden, wirken oft nachhaltiger als große Veränderungen, die nicht durchgehalten werden.


Die gute Nachricht: Das Nervensystem ist lernfähig. Es kann sich neu regulieren – mit Geduld, Übung und bewusster Unterstützung.


Fazit: Was du für dich mitnehmen kannst


Die Regulation des Nervensystems ist kein exklusives Wissen für Therapeut:innen oder Spitzensportler:innen. Sie steht jedem Menschen zur Verfügung – besonders in einer Zeit, in der innere Ruhe selten geworden ist.

Wenn du spürst, dass du oft im Funktionsmodus bist, schwer zur Ruhe kommst oder dich emotional schnell „aus der Bahn“ geworfen fühlst, darfst du das als Einladung verstehen: Dein System wünscht sich Unterstützung.

Du kannst lernen, dich selbst besser zu verstehen. Deinen Körper wieder als Verbündeten zu erleben. Und ganz allmählich zurückzufinden – in eine Form von innerer Stabilität, die nicht von äußeren Umständen abhängt.


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Häufige Fragen zur Regulation des Nervensystems (FAQ)


Was bedeutet es, das Nervensystem zu regulieren?

Das Regulieren des Nervensystems bedeutet, dass der Körper lernt, in ein gesundes Gleichgewicht zwischen Aktivität und Ruhe zurückzufinden. Es geht dabei nicht darum, immer entspannt zu sein, sondern vielmehr um die Fähigkeit, flexibel zwischen Anspannung und Entspannung zu wechseln – je nach Situation. Ein reguliertes Nervensystem reagiert auf Herausforderungen angemessen und kehrt danach wieder in den Ruhemodus zurück.


Wie kann ich mein Nervensystem beruhigen?

Du kannst dein Nervensystem beruhigen, indem du über den Körper arbeitest – zum Beispiel mit tiefer Bauchatmung, bewusster Bewegung (wie Yoga oder Spaziergängen), regelmäßigen Pausen und der Reduktion von Reizen wie Lärm oder Bildschirmzeit. Auch Rituale, Achtsamkeit und Meditation können helfen, das Nervensystem zu stabilisieren und mehr innere Ruhe zu finden.


Was sind typische Symptome eines dysregulierten Nervensystems?

Ein dysreguliertes Nervensystem zeigt sich oft durch innere Unruhe, Schlafprobleme, emotionale Reizbarkeit oder Erschöpfung. Weitere Symptome können Gedankenkreisen, Entscheidungsschwierigkeiten, körperliche Verspannungen oder das Gefühl sein, ständig „unter Strom“ zu stehen. Manchmal macht sich auch eine emotionale Leere oder ein Gefühl von Überforderung bemerkbar.


Wie lange dauert es, das Nervensystem zu regulieren?

Die Dauer ist individuell verschieden. Erste positive Effekte – wie ein ruhigeres Gefühl im Körper – können bereits nach wenigen Minuten bewusster Atmung auftreten. Für eine nachhaltige Regulation ist jedoch Regelmäßigkeit entscheidend. Ähnlich wie beim Muskeltraining braucht es Wiederholung, Geduld und oft auch unterstützende Strukturen, um langfristige Veränderungen zu erreichen.


Kann ich mein Nervensystem auch alleine regulieren?

Grundsätzlich ist es möglich, das Nervensystem selbst zu regulieren – vor allem durch bewusste Atemübungen, Bewegung, Achtsamkeit und Routinen. Viele Menschen profitieren jedoch davon, sich dabei begleiten zu lassen. Eine gute Struktur, klare Anleitung oder ein unterstützender Rahmen helfen, dranzubleiben und den Prozess zu vertiefen.


Was ist der Parasympathikus – und wie aktiviere ich ihn?

Der Parasympathikus ist der Teil des autonomen Nervensystems, der für Entspannung, Regeneration und Heilung zuständig ist. Du kannst ihn aktivieren, indem du langsamer atmest, längere Ausatmungen übst, dir Ruhe gönnst und beruhigende Reize zulässt – zum Beispiel sanfte Musik, warme Getränke oder körperliche Nähe. Auch Naturerlebnisse und regelmäßige Rituale können den Parasympathikus stärken.


Was hilft bei akutem Stress, um das Nervensystem zu beruhigen?

In akuten Stressmomenten helfen einfache Übungen wie tiefes Ein- und langes Ausatmen (z. B. 4 Sekunden ein, 6–8 Sekunden aus), das Spüren des Bodens unter den Füßen oder das sanfte Reiben der Hände. Auch ein Blick in die Weite – etwa aus dem Fenster oder in die Natur – kann helfen, den Stresspegel kurzfristig zu senken. Kühle Reize wie kaltes Wasser über die Handgelenke wirken ebenfalls regulierend.


Ist ein dysreguliertes Nervensystem gefährlich?

Ein dauerhaft dysreguliertes Nervensystem ist nicht unmittelbar gefährlich, kann aber auf lange Sicht zu gesundheitlichen Problemen führen. Chronischer Stress, ständige Anspannung oder emotionale Instabilität erhöhen das Risiko für Erschöpfung, Burnout, Angstzustände oder körperliche Beschwerden. Deshalb ist es sinnvoll, auf die Signale des Körpers zu achten und frühzeitig gegenzusteuern.


Warum ist das Thema Nervensystem gerade so präsent?

Das Nervensystem rückt in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus, weil immer mehr Menschen unter mentaler Überlastung, Stress und innerer Unruhe leiden. Durch digitale Dauerpräsenz, hohe Leistungsansprüche und emotionale Belastung geraten viele Menschen aus dem Gleichgewicht. Das Verständnis für die Funktionsweise des Nervensystems hilft, neue Wege zu innerer Stabilität und mentaler Gesundheit zu finden.


Gibt es bestimmte Übungen oder Programme, die dabei helfen können?

Ja, es gibt eine Vielzahl von Übungen, die das Nervensystem unterstützen – zum Beispiel Atemtechniken, Yoga, Meditation, Body Scans oder Visualisierungen. Besonders wirksam sind Programme, die Körper, Geist und Emotionen miteinander verbinden. Entscheidend ist, dass du nicht nur einmal etwas ausprobierst, sondern dir regelmäßig Zeit für dich und deine Regulation nimmst.



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