Die Kraft der bewussten Atmung
- Julia Wöllner

- vor 2 Tagen
- 7 Min. Lesezeit
Der Atem als Schlüssel zur Regeneration
Wir atmen jeden Tag tausende Male, ohne darüber nachzudenken. Und doch schenken wir diesem natürlichen Rhythmus kaum Beachtung. Der Atem läuft wie nebenbei – kurz, flach, oft im Stress. Dabei ist es der direkte Zugang zu unserem inneren Gleichgewicht.
In meiner Arbeit mit Athletinnen und Athleten im Spitzensport erlebe ich täglich, wie entscheidend der Atem für Regeneration, Fokus und mentale Stabilität ist. Profis nutzen ihn, um innerhalb weniger Sekunden von höchster Anspannung in tiefe Ruhe zu wechseln. Diese Fähigkeit steht nicht nur Leistungssportler:innen offen, sondern jedem Menschen, der bereit ist, sich seiner Atmung bewusst zuzuwenden.
Wenn du lernst, deinen Atem zu lenken, kannst du nicht nur deinen Körper beruhigen, sondern auch deinen Geist klären. Der Atem ist ein kraftvolles Werkzeug, das dir hilft, dich selbst wieder zu spüren, dich zu regenerieren und präsenter im Leben zu sein.

__________________________________________________________________________________
Ich bin Julia C. Woellner, Mindset- und Performance-Trainerin im Spitzensport und Gründerin des Mountain Mindset Programms. In meiner Arbeit begleite ich Profisportler:innen, Führungskräfte und Menschen, die ihr mentales Fundament stärken und mehr innere Ruhe finden möchten.
Der Atem spielt dabei eine zentrale Rolle. Er ist für mich der Schlüssel, um den Körper zu regulieren, den Geist zu klären und emotionale Stabilität aufzubauen. Ich habe in meiner Arbeit immer wieder erlebt, wie transformierend bewusste Atmung wirkt – im Spitzensport genauso wie im ganz normalen Alltag.
Mich fasziniert, dass wir über etwas so Einfaches wie unseren Atem Zugang zu tiefer Regeneration und mentaler Stärke finden können. Diese Erkenntnis ist einer der Gründe, warum ich das Mountain Mindset Programm entwickelt habe: um Menschen zu zeigen, wie sie durch bewusste Selbstführung, Achtsamkeit und mentale Klarheit wieder in ihre Kraft kommen.
Mein Ziel ist es, dir Werkzeuge an die Hand zu geben, die sofort wirken – ganz praktisch, tief und nachhaltig. Denn du trägst alles, was du brauchst, bereits in dir. Der erste Schritt ist oft nur ein bewusster Atemzug.
__________________________________________________________________________________
Warum dein Atem der Schlüssel zur Regeneration ist
Atmung ist weit mehr als ein physiologischer Vorgang. Sie beeinflusst unmittelbar das vegetative Nervensystem und damit unsere körperliche und emotionale Verfassung. Wenn du unter Stress stehst, reagiert dein Körper automatisch mit einer schnellen, flachen Atmung. Das aktiviert den Sympathikus, den Teil des Nervensystems, der dich leistungsbereit macht. Kurzfristig ist das hilfreich – langfristig führt es jedoch zu Erschöpfung, Unruhe und Schlafstörungen.
Bewusste Atmung hingegen aktiviert den Parasympathikus, den sogenannten Ruhe- und Erholungsnerv. Wenn du tief, langsam und gleichmäßig atmest, sendet dein Körper das Signal, dass du sicher bist. Herzfrequenz, Blutdruck und Muskelspannung sinken. Der Geist wird klarer, Emotionen stabilisieren sich und Regeneration wird möglich.
Im Spitzensport nutzen wir diese Mechanismen gezielt. Nach intensiven Trainingseinheiten oder Wettkämpfen wenden Athlet:innen Atemtechniken an, um schneller zu regenerieren, die Schlafqualität zu verbessern und ihre emotionale Balance wiederherzustellen. Dasselbe Prinzip kannst du im Alltag anwenden – zwischen zwei Meetings, nach einem anstrengenden Tag oder vor dem Einschlafen.
Der Atem als Spiegel deines inneren Zustands
Dein Atem zeigt dir, wie du dich fühlst. Er ist wie ein feines Barometer für deinen mentalen und emotionalen Zustand. Beobachte einmal bewusst: Wenn du gestresst bist, ist dein Atem kurz und flach. Wenn du ruhig bist, atmest du automatisch tiefer und gleichmäßiger.
Der Atem spiegelt, was in dir vorgeht. Doch das Faszinierende ist: Er lässt sich auch bewusst verändern – und damit veränderst du dein Inneres. Indem du ruhig und gleichmäßig atmest, kannst du gezielt Einfluss auf dein Nervensystem nehmen und in einen Zustand innerer Sicherheit zurückkehren.
Diese Fähigkeit, sich über den Atem selbst zu regulieren, ist einer der zentralen Schlüssel moderner Achtsamkeitspraxis und des Mentaltrainings. Du beginnst, nicht mehr nur zu reagieren, sondern aktiv zu gestalten. So entsteht aus einem unbewussten Automatismus ein Werkzeug für Klarheit, Ruhe und Selbstführung.
Atemtechniken für mehr Ruhe, Energie und mentale Stärke
Im Mentaltraining mit Spitzensportler:innen setze ich gezielte Atemübungen ein, um Fokus und Regeneration zu fördern. Diese Techniken kannst du leicht in deinen Alltag integrieren. Sie erfordern keine Hilfsmittel, nur deine Aufmerksamkeit und Bereitschaft.
1. Die 4-6-Atmung – Für Ruhe und Entspannung
Diese Atemtechnik unterstützt dein Nervensystem dabei, von Anspannung in Regeneration zu wechseln. Atme vier Sekunden lang ein und sechs Sekunden lang aus. Wiederhole das für drei bis fünf Minuten.Der längere Ausatem aktiviert den Parasympathikus und beruhigt dein gesamtes System. Ideal nach Stress, intensiven Gesprächen oder körperlicher Belastung.
2. Box Breathing – Für Fokus und mentale Stabilität
Beim sogenannten Box Breathing atmest du vier Sekunden ein, hältst vier Sekunden den Atem, atmest vier Sekunden aus und hältst erneut vier Sekunden. Dieser rhythmische Atemzyklus hilft, den Geist zu zentrieren und Stress abzubauen.Viele Spitzensportler:innen nutzen Box Breathing, um vor Wettkämpfen oder herausfordernden Situationen klar und ruhig zu bleiben.
3. Coherent Breathing – Für innere Balance
Hier atmest du etwa 5,5 Sekunden ein und 5,5 Sekunden aus. Dieses gleichmäßige Atemtempo bringt Herz, Atmung und Gehirn in Resonanz. Studien zeigen, dass Coherent Breathing die Herzratenvariabilität verbessert – ein Zeichen für hohe Resilienz und Regenerationsfähigkeit.Mit regelmäßigem Üben spürst du, wie dein Körper harmonischer arbeitet und dein Geist ruhiger wird.
Der Atem als mentale Trainingsmethode
Im Spitzensport wird Atmung bewusst eingesetzt, um in entscheidenden Momenten präsent zu bleiben. Vor einem Elfmeter, beim Startschuss oder in der letzten Spielminute – der Atem entscheidet über Fokus und Performance. Wer ihn kontrolliert, kann Druck und Emotionen besser steuern.
Dasselbe Prinzip gilt im Alltag: Wenn du dich überfordert oder unruhig fühlst, ist der Atem dein Anker. Ein tiefer, bewusster Atemzug kann der Moment sein, in dem du das Steuer wieder in die Hand nimmst.
Der Atem hilft dir, Abstand zu gewinnen, Emotionen zu regulieren und in deine innere Kraft zurückzukehren. Mentale Stärke beginnt genau dort: im bewussten Atemzug zwischen Reiz und Reaktion.

Bewusste Atmung im Alltag
Bewusste Atmung ist keine Übung, die du nur auf der Yogamatte oder im Meditationsraum praktizierst. Sie kann überall stattfinden – im Auto, im Büro, beim Spaziergang oder kurz vor dem Einschlafen. Entscheidend ist, dass du dir regelmäßig kleine Atemräume schaffst.
Morgens: Beginne den Tag mit fünf bewussten Atemzügen. Spüre, wie du mit jeder Einatmung Energie aufnimmst und mit jeder Ausatmung Anspannung loslässt.
Mittags: Nutze kurze Pausen zwischen Terminen, um dich mit zwei Minuten bewusster Atmung zu erden. Du wirst merken, wie sich dein Fokus und deine Konzentration verbessern.
Abends: Beende den Tag mit einer ruhigen Atemsequenz, zum Beispiel der 4-6-Atmung.
Sie hilft, dein Nervensystem herunterzufahren und fördert tiefen, erholsamen Schlaf.
Mit der Zeit wird die bewusste Atmung zu einem inneren Ritual – einem Moment, in dem du dich mit dir selbst verbindest, unabhängig von äußeren Umständen.
Atmung, Emotion und Körperbewusstsein
Atmung, Körper und Emotion sind untrennbar miteinander verbunden. Jede Emotion verändert die Atmung und jede bewusste Atemveränderung beeinflusst deine Emotionen.Wenn du dich ängstlich fühlst, ist der Atem oft flach und unregelmäßig. Wenn du traurig bist, wird er schwer. Wenn du ruhig und zentriert bist, fließt er tief und gleichmäßig.
Durch Achtsamkeit im Atem kannst du diese Wechselwirkungen verstehen und gezielt nutzen. Statt dich von Emotionen mitreißen zu lassen, lernst du, sie liebevoll zu begleiten und zu regulieren. So entsteht echte Selbstführung – die Fähigkeit, innerlich stabil zu bleiben, egal was im Außen geschieht.
Der Atem als Transformationsweg
Der Atem ist eine Brücke zwischen Körper und Geist. Er verbindet bewusste Steuerung mit unbewussten Prozessen. Über ihn erreichst du Ebenen deines Nervensystems, die sonst nur schwer zugänglich sind.
In meinem Online-Programm Mountain Mindset ist die Arbeit mit dem Atem ein zentrales Element. Sie unterstützt Menschen dabei, emotionale Stabilität aufzubauen, Stress zu reduzieren und mentale Klarheit zu finden. Bewusste Atmung ist der einfachste, aber tiefgreifende Weg, um dich mit deiner inneren Stärke zu verbinden.
Je häufiger du mit deinem Atem arbeitest, desto feiner spürst du dich selbst. Und desto mehr wächst das Vertrauen, dass du in jedem Moment zu dir zurückkehren kannst – einfach, indem du atmest.
Fazit: Dein Atem ist deine innere Kraftquelle
Atmung ist Leben. Sie begleitet dich vom ersten bis zum letzten Moment deines Daseins. Doch erst, wenn du beginnst, bewusst zu atmen, öffnet sich ihr wahres Potenzial.
Bewusste Atmung schenkt dir Ruhe in der Unruhe, Klarheit im Chaos und Stabilität im Wandel. Sie stärkt dein Nervensystem, fördert Regeneration und verleiht dir mentale Stärke – im Alltag genauso wie im Spitzensport.
Mit jedem bewussten Atemzug kannst du dich selbst neu ausrichten. Es ist der einfachste Weg, um in Balance zu kommen und zugleich einer der wirkungsvollsten.
Atme. Tief. Ruhig. Bewusst.Dein Körper, dein Geist und dein Herz werden dir folgen.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zur bewussten Atmung
Wie oft sollte ich Atemübungen machen?
Schon wenige Minuten täglich reichen aus, um spürbare Effekte zu erzielen. Wichtig ist die Regelmäßigkeit. Mach Atemübungen lieber kurz, dafür aber täglich. So trainierst du dein Nervensystem, schneller in einen Zustand von Ruhe und Klarheit zu finden. Mit der Zeit entsteht daraus eine stabile Routine, die dich im Alltag immer wieder zurück in deine Mitte bringt. Selbst ein bis zwei bewusste Atempausen am Tag können langfristig dein Stresslevel deutlich senken.
Kann ich mit bewusster Atmung Stress sofort reduzieren?
Ja. Bereits drei bis fünf tiefe Atemzüge können dein Nervensystem beruhigen, die Herzfrequenz senken und mentale Klarheit fördern. Der Atem wirkt wie ein Schalter, der dich aus dem Stressmodus in den Regenerationsmodus führt. Besonders in herausfordernden Situationen kannst du dich so in Sekundenschnelle zentrieren. Viele meiner Klient:innen berichten, dass sie sich mit dieser Methode nach einem langen Tag deutlich ruhiger und fokussierter fühlen.
Was, wenn ich mich beim Atmen unruhig fühle?
Das ist völlig normal. Dein Körper entlädt gespeicherte Spannung. Bleibe liebevoll bei dir, atme ruhig weiter und beobachte, wie die Unruhe langsam nachlässt. Unruhe ist oft ein Zeichen dafür, dass dein Nervensystem beginnt, sich zu regulieren und alte Anspannung loszulassen. Je häufiger du übst, desto vertrauter wird dein Körper mit diesem Prozess – und die Phasen der Ruhe werden mit der Zeit immer länger und tiefer.
Welche Atemtechnik eignet sich am besten für den Einstieg?
Die 4-6-Atmung ist ideal, weil sie einfach ist und sofort wirkt. Sie hilft dir, Spannung abzubauen und Ruhe zu kultivieren. Du atmest 4 Sekunden ein und 6 Sekunden wieder aus. Das wiederholst du für 3 bis 5 Minuten. Der längere Ausatem aktiviert den Parasympathikus und beruhigt dein gesamtes Nervensystem. Perfekt für stressige Momente, nach intensiven Gesprächen oder körperlicher Belastung. Mit regelmäßiger Praxis spürst du, wie sich deine innere Balance festigt und dein Energielevel stabil bleibt.
Wie unterstützt Atmung den Schlaf?
Langsame, gleichmäßige Atemzüge haben eine erstaunlich beruhigende Wirkung auf Körper und Geist. Wenn du deinen Atem bewusst verlangsamst, aktivierst du den Parasympathikus – den Teil deines Nervensystems, der für Entspannung, Regeneration und Erholung zuständig ist. In diesem Zustand beginnt der Körper sich zu beruhigen: Herzfrequenz und Blutdruck sinken, die Muskulatur entspannt sich, und dein Geist kommt zur Ruhe.
Wenn du regelmäßig abends Atemübungen praktizierst, trainierst du dein System darauf, schneller in diesen Ruhezustand zu gelangen. Der Schlaf wird tiefer, gleichmäßiger und erholsamer. Du wachst erfrischt auf und startest mit mehr Klarheit in den Tag. Auch bei Einschlafproblemen kann bewusste Atmung helfen, die Gedanken zu beruhigen und innerlich loszulassen.
Kann Atmung meine Leistungsfähigkeit steigern?
Ja. Im Sport und im Alltag verbessert bewusste Atmung Konzentration, Entscheidungsfähigkeit und Regenerationsfähigkeit. Du wirst wacher, fokussierter und energiegeladener. Durch eine stabile Atemführung erhält dein Gehirn mehr Sauerstoff, was sich unmittelbar auf Klarheit und Leistungsfähigkeit auswirkt. Im Spitzensport wird Atemtraining gezielt genutzt, um in Stressmomenten fokussiert zu bleiben – dieselben Prinzipien kannst du auch im Berufsalltag anwenden. Mit regelmäßigem Atemtraining lernst du, Energie gezielt zu steuern und Leistung mit innerer Ruhe zu verbinden.










Kommentare